Ignaz Netzer wurde am 9.10. 1956 in Wangen/Allgäu geboren.
Als mittlerer Spross einer Steuerberaterfamilie wurde er mit dem Jahreslohnsteuerausgleich groß. Parallel hierzu ertönten über den Plattenteller der Familie die Klänge Vico Torrianis und Heintjes. Beide Faktoren dürften eine maßgebliche Rolle gespielt haben, später die Laufbahn eines professionellen Bluessängers einzuschlagen.
Bevor es dazu kam, arbeitete er als Lehrer, Buchhändler und Schulungsleiter in der Freien Wirtschaft und unterrichtete 12 Jahre an einer staatlichen Realschule. Studium der Fächer Germanistik, Geschichte und Politik. Staatsexamen in Freiburg und Heidelberg.
Seit 2001 ist er wieder Profimusiker.
Sehr früh bekam er klassischen Gitarrenunterricht, den er auch nicht unterbrach, als er fast noch als Kind anlässlich einer Radiosendung den Blues entdeckte. Damals wusste er zwar noch nicht, WAS das war, aber sehr wohl DASS es das war.
Zusammen mit Robert Kirchmaier (Gitarre) und dem späteren Filmkomponisten Klaus Roggors gründete Netzer 1970 die Chicago-Blues Band Firma Kischke, eine astreine Chicago-Bluesband. Im August 1971 erfolgte das erste Konzert. Sehr bald spielte die Band in Clubs und Festivals im süddeutschen Raum. Dies nicht zuletzt auch wegen Netzers sozialkritischen Texten, die er sowohl auf Englisch als auch auf Schwäbisch schrieb. 1984 veröffentlichte Firma Kischke die Live-LP „Nix als the Blues“.
Mitte der siebziger Jahre gewann Ignaz Netzer den Nachwuchswettbewerb beim Bregenzer Folk Festival, und bekam so die Möglichkeit, erstmals vor Tausenden von Menschen auf der großen Bühne zu musizieren. In diesem Zusammenhang spielte er mit Derroll Adams und Colin Wilkie. Der österreichische Rundfunksender Ö3 widmete ihm ein kleines Portrait.
1976 begann er sein Studium in Freiburg, in jenen Jahren ein Eldorado der akustischen Folk- und Gitarrenszene. So traf Ignaz Netzer bald auf Ray Austin, Werner Lämmerhirt, Hannes Wader, Klaus Weiland, Mike Silver und manch andere Gitarristen.
Mit dem Liedermacher Dirk Sommer tourte Netzer durch Deutschland und der Schweiz und die beiden veröffentlichten die Alben „Schnappschuss“ (1981) und „Durschd“ (1983).
Nachdem er zuvor Alexis Korner getroffen hatte, der einen maßgeblichen Einfluss auf ihn ausübte, traf er um 1978 den englischen Bluesbarden Gerry Lockran, mit welchem er durch Deutschland, Holland und Belgien tourte. Über ihn begegnete er in London Bert Jansch, Wizz Jones und John Renbourn.
Ab 1978 war Ignaz Netzer immer wieder in den Südstaaten der USA, um „vor Ort“ den Wurzeln des Blues zu folgen. In Clarksdale jammte er z.B. leidenschaftlich mit dem betagten Wade Walton, der lange Jahre noch B.B.King begleitet hatte.
Mit dem Pianisten Thomas Scheytt gründete er 1986 das Oldtime Blues & Boogie Duo, später auch bekannt als Netzer & Scheytt. Die beiden Schwaben spielten Konzerte auf den großen Jazz und Blues Festivals Europas, so z.B. Jazz Ascona, Dixieland Festival Dresden, Blue Balls Festival Luzern, Jazzrallye Düsseldorf. Bei dem damals äußerst beliebten SWR „Hot Jazz Meeting“ im Europapark Rust erhielten Sie 2001 den „Audiance Award“, also den Publikumspreis für die beliebteste Band dieses großen Festivals. Diese Zusammenarbeit erlebt 2016 ihr 30jähriges Jubiläum.
Zur 3sat–Sendung „Concerto Massimo“, einer 24stündigen TV-Dokumentation zur Geschichte des Jazz wurde Ignaz Netzer als Experte für den Blues eingeladen. Dort traf er auf Barbara Dennerlein, mit der er bald eine CD „Drowning In The Blues“ aufnahm. Viele gemeinsame Konzerte folgten
Weitere Publikationen jener Zeit waren die Solo-CD „Walk On“, und die CDs „Trouble In Mind“ und „Live Again“ mit Thomas Scheytt. Mit ihm erschien zudem die DVD eines gesamten Open Air-Konzertes auf der malerischen Burg Stettenfels „My Blues Is My Castle“.
Zusammen mit dem Bluesharp-Virtuosen Albert Koch (später mit Klaus Mojo Kilian) gab er zahllose Konzerte unter dem Namen Making Blues.Von dieser Formation erschienen die drei CDs „Police Dog Blues“, „Krünetzko“ und „You“.
Mitte der 90er Jahre traf Ignaz Netzer auf die tschechischen Musiker Lubos Andrst und Jaromir Helesic. Sie formierten sich mit dem Bassisten Stenjek Tichota zur Powerhouse Blues Band. Im Studio der Prager Philharmoniker wurde die gleichnamige CD produziert. Tourneen durch Tschechien, Slowakei, Schweiz und Deutschland folgten.
Regelmäßig arbeitete Netzer auch mit den US-amerikanischen Blues- und Jazzsängerinnen Karen und Jeanne Carroll bis zu ihrem Tod. Mit Christian Rannenberg formierten sie das Basic Blues Trio. Konzerte bei Festivals erfolgten in Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien und Luxemburg. Eine Live-CD des Trios erschien 2005.
Mit dem Hochschuldozenten der Uni Stuttgart für Jazzgitarre und Harmonielehre Werner Acker hat er seit vielen Jahren ein genreübergreifendes Gitarrenduo Saitenzauber.
Die gleichnamige CD erschien 2017
2015 erschien Netzers CD „When The Music Is Over“ mit ausschließlich eigenen Songs.
Sie wurde nominiert für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik:
Ebenfalls 2015 erhielt er den German Blues Award, nachdem er für diesen schon ein Jahr zuvor nominiert worden war.
Seit vielen Jahren pflegt Netzer auch seine Solokarriere und den damit verbundenen engen Kontakt zum Publikum.
Neben dem Blues gehört seine große Liebe dem Gospel. Der fast vergessenen Tradition der „Guitar Evangelists“ hat er ein eigenes Programm gewidmet, mit dem er solo unterwegs ist
Ignaz Netzer lebt heute in einer Wohngemeinschaft mit 5 Katzen im beschaulichen Hohenlohe.
Neben seiner Konzerttätigkeit und Arbeit als Komponist ist er künstlerischer Leiter mehrerer Veranstaltungsreihen. Regelmäßig gibt der Sammler von Vintage-Gitarren auch Workshops für Bluesgitarre.